30.8.2000
Der Siegeszug der Pokémon durch die Kinderzimmer der Nation geht immer weiter, längst lässt die skurrile Monstersippe eine ganze Industrie auf Hochtouren laufen. Was viele Pokémon-Fans nicht wissen: Die Werbung rund um Turtok, Glurak, Mewtu und wie sie alle heißen, stammt aus Hamburg-Harvestehude. Dort residiert die abra media GmbH, die – zusammen mit Kai Mahnke und der Schallplattenfirma Koch Records – die Fernseh-, Funk- und Kinowerbung für die Pokémon-CD „Schnapp sie dir alle“ entwickelt hat. Nachdem sich die CD aus dem Stand heraus 300 000-mal verkauft hatte, wurde die abra media dafür jetzt mit einer Platin-CD ausgezeichnet. Auch die Werbung für die Pokémon-CD „Pokémon der Film“ tüftelte das Team aus.
„Ob mans nun wahrhaben will oder nicht, die Pokémon sind längst zu einem Kult geworden“, so Robert Poerschke, als Produzent der Motor der Firma. Als die Pokémon vor zwei Jahren im Fernsehen starteten, sicherten sie sich schon nach kurzer Zeit einen Rekord-Marktanteil von 50 Prozent. Inzwischen sind die Zahlen noch besser. „Unsere Aufgabe war es, diesen Kultstatus in der Werbung aufzugreifen“, erklärt Poerschke sein Erfolgsrezept, „das hat uns ganz schön gefordert.“
Die Rechnung ist offenkundig aufgegangen, denn in den eher unscheinbaren Firmenräumen stapelt sich zwischen Produktions- und Videoräumen die Post mit Anfragen und Aufträgen. Inzwischen hat die abra media die TV-Spots für den Big-Brother-Titelsong „Die dritte Generation – Leb!“ und für die „Großer Bruder“-Single von Jürgen und Zlatko produziert. Momentan arbeitet die Truppe im Auftrag der Jes Werbeagentur von Edgar Strelow an der Funkkampagne für Krüger Cappuccino. Neu im Plan ist die TV-Werbung für Tic Tac Toe und und Christina Aguilera.
Vielleicht hat der Erfolg der Pokémon-Werbung auch damit zu tun, dass Robert Poerschke und sein Team bei aller Liebe auch immer eine kluge Distanz zum Produkt gewahrt haben. Poerschke, der auch als Produzent für Künstler wie Mary Roos, Thomas Anders und Drafi Deutscher arbeitet, augenzwinkernd: „Als Vater eines neunjährigen Sohnes weiß ich, dass dieser Kult für Eltern manchmal auch wie ein Plage wirken kann.“
https://www.abendblatt.de/archiv/2000/article204325255/Pokemon-Platin-fuer-die-Werber.html